
Unsere 3 wichtigsten Erkenntnisse
Europäische Unternehmen sind stark von US-Hyperscalern abhängig. 67 % der deutschen Unternehmen geben an, dass sie ohne sie nicht operieren können. Zwei Drittel der europäischen Cloud-Dienste stammen von US-Hyperscalern, was die Unternehmen zusätzlichen Kosten, rechtlichen oder geopolitischen Risiken aussetzt.
Derzeit werden in Europa mehr souveräne Cloud-Lösungen entwickelt, entweder von den US-Hyperscalern selbst oder von alternativen europäischen Anbietern. Europäische Anbieter hinken jedoch weiterhin hinterher, insbesondere wenn es um fortschrittliche Cloud-Dienste geht.
Unternehmen sollten einen pragmatischen Ansatz zur Risikominderung und Diversifizierung wählen, indem sie sowohl US-Hyperscaler als auch europäische Anbieter nutzen und die Notwendigkeit von Resilienz und Souveränität neu bewerten. Um die Lücke zwischen den Angeboten europäischer und US-Hyperscaler zu schließen, sollten europäische Anbieter ihre Kräfte bündeln, um die Weiterentwicklung voranzutreiben, unterstützt von günstigen politischen Rahmenbedingungen und ausreichender Finanzierung.
1. Einführung
Cloud-Computing ist zu einem Eckpfeiler der digitalen Infrastruktur in Europa geworden, wobei US-Hyperscaler wie Amazon, Microsoft, Google und Oracle den Markt dominieren. Über 90 % der deutschen Unternehmen nutzen mittlerweile Cloud-Dienste, und viele haben einen Cloud-First-Ansatz angenommen. Der Reiz liegt in der bedarfsgerechten Bereitstellung von Ressourcen, einem breiten Katalog an verwalteten Dienstleistungen, globaler Reichweite, Effizienzgewinnen und erheblichen Investitionen in die Sicherheit – Fähigkeiten, die europäische Anbieter kaum im vergleichbaren Umfang und Maß erreichen können.
Diese Abhängigkeit birgt jedoch strategische, rechtliche und operationale Risiken.
Die strukturelle Abhängigkeit Europas von US-Anbietern ist ein kritisches Problem. Rund zwei Drittel aller europäischen Cloud-Dienste werden von US-Firmen bereitgestellt, und 67 % der deutschen Unternehmen geben an, dass sie ohne diese nicht operieren könnten. Dies setzt Unternehmen potenziellen Störungen durch Anbieter-Ausfälle, geopolitische Konflikte oder sogar rechtliche Herausforderungen wie den US Cloud Act aus, der im Widerspruch zu den Datenschutzgesetzen der EU steht. Obwohl souveräne europäische Alternativen existieren, bleibt deren funktionale Reichweite, Skalierbarkeit und Service-Integration weit hinter den Hyperscalern, insbesondere in den Bereichen fortgeschrittene Plattformdienste, Datenanalytik, KI und Arbeitsplatzlösungen zurück.
Um diese Risiken zu erkennen, haben die Hyperscaler selbst „souveräne Cloud“-Angebote in der EU eingeführt – von Kontrollen zur Datenresidenz bis hin zu Joint Ventures mit europäischen Partnern. Diese Initiativen adressieren Compliance- und Souveränitätsbedenken, reduzieren jedoch nicht grundlegend Europas Abhängigkeit von US-Technologie. Gleichzeitig versuchen europäische Anbieter aufzuholen, aber begrenzte Skaleneffekte, fragmentierte Ansätze und fehlende Investitionen behindern den Fortschritt.
Um voranzukommen, müssen drei Gruppen von Interessengruppen handeln. Unternehmen müssen ihre Cloud-Risiken neu bewerten, Notfallpläne vorbereiten und ihre Anbieter diversifizieren, um die Vorteile der Hyperscaler mit souveränen Alternativen in Einklang zu bringen. Europäische Cloud-Anbieter müssen funktionale Lücken schließen, Allianzen verfolgen, um Skaleneffekte zu erreichen, und wettbewerbsfähige Dienstleistungsportfolios anstreben, insbesondere im Bereich Datenmanagement und KI. Gesetzgeber sollten stabile Rahmenbedingungen schaffen und europäische Initiativen durch umfassende Mittel unterstützen – ohne übermäßige Regulierung, die die Wettbewerbsfähigkeit untergräbt.
Letztendlich steht Europa an einem strategischen Scheideweg: Weiterhin auf ausländische Hyperscaler für Geschwindigkeit und Funktionalität angewiesen sein oder in den Aufbau souveräner Cloud-Fähigkeiten investieren, um langfristige digitale Unabhängigkeit zu sichern. Der Erfolg wird davon abhängen, gebruikersanforderungen, Anbiet-Innovationen und politische Unterstützung in eine kohärente europäische Cloud-Strategie zu integrieren.
2. Starke Abhängigkeit europäischer Unternehmen von US-Anbietern
Cloud-Infrastrukturen, die von amerikanischen Hyperscalern[1] bereitgestellt werden, haben in den letzten Jahren in Deutschland und ganz Europa große Akzeptanz gefunden. Die Hauptgründe für die Migration von IT-Diensten in die Cloud sind der vereinfachte Zugang zu neuen Technologien, die schnelle und einfache Bereitstellung von IT-Ressourcen (Elastizität), globale Verfügbarkeit in der Nähe der Kunden und Effizienzgewinne durch Skaleneffekte.
Die Hauptgründe für die Nutzung der von US-Cloud-Anbietern (Hyperscalern) angebotenen Dienste sind die folgenden:
Einfach zu nutzende On-Demand-Ressourcen: IT-Ressourcen (Hardware, Infrastruktur, Software-Runtimes, Plattformdienste) können - nach einer anfänglichen vertraglichen und technischen Einrichtung (Landing Zone) - einfach über Selbstbedienungsportale bestellt und instanziiert werden. Dies ermöglicht eine einfache Bereitstellung neuer Systeme und Dienste sowie elastisches Hoch- und Herunterskalieren von IT-Ressourcen. Aus Sicht des Nutzers sind die angebotenen IT-Ressourcen (technisch) unbegrenzt. Es ist nur eine Frage der Kosten.
Verwaltete Ressourcen / Fähigkeiten: Technologische Entwicklungen im IT-Sektor haben in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Technologien hervorgebracht (wie Kubernetes, Kafka, NoSQL-Datenbanken und jüngst LLMs). Diese Technologien zu nutzen, ist für Unternehmen nicht immer einfach, da oft qualifiziertes Personal fehlt, um sie zu verwalten, insbesondere für professionelle 24/7-Betriebe. Hyperscaler bieten attraktive Angebote, um diese Herausforderungen zu umgehen.
Plattformdienste: Hyperscaler bieten auch Platform-as-a-Service-Angebote mit einem höheren Integrationsgrad (z. B. verwaltetes Kubernetes, verwaltetes Kafka, verwaltete Datenbanken verschiedener Art). Dies ist insbesondere im Bereich fortschrittlicher Datenmanagement- und Analysetechnologien verbreitet.
Globale Reichweite: Durch die globale Reichweite der angebotenen IT-Dienste können Anwendungen, die auf der Hyperscaler-Infrastruktur basieren, in verschiedenen globalen Regionen bereitgestellt werden, ohne größere Änderungen oder Anpassungen.
Effizienzgewinne: Die Bereitstellung von IT-Diensten auf standardisierte Weise hat sehr hohe Skaleneffekte. Allerdings deuten Markterfahrungen mit erheblichen Kostenfolgen darauf hin, dass die Vorteile aus den Skaleneffekten nicht gleichmäßig zwischen Hyperscalern und ihren Kunden verteilt sind, d. h. die Hyperscaler behalten sich einen erheblichen Anteil vor.
Erhebliche Investitionen in Sicherheit: Hyperscaler investieren stark in IT-Sicherheit und bieten diese als konfigurierbaren Dienst an (z. B. Microsoft Office Security, DLP, Netzwerksegmentierung). Ein ähnliches Sicherheitsniveau zu erreichen, erfordert umfangreiche Fachkenntnisse und engagierte Experten. Für Unternehmen, die ihre eigenen IT-Landschaften betreiben, ist dies mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden und ist insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen nahezu unmöglich.
Wertvolle Dienstleistungen: Dienstleistungen, die über Infrastruktur-/Plattform-as-a-Service hinausgehen, ermöglichen schnelles Prototyping und rasche Nutzung.
Laut Bitkom Research 2025[2]
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